Motivationskiller – wer kennt sie nicht. Man ist hochmotiviert, voller Energie. Eine neue Idee, ein neues Projekt und man sieht schon das schillernde Endprodukt vor seinem inneren Auge. Endlich hat man die Millionen-Dollar-Idee. Oder die perfekte Lösung für ein Problem.
Doch dann kommt der Moment, in dem die Motivation schlagartig abfällt. Wie ein technisches K.o. im Boxring. Oder die Antwort von Heidi, „Ich habe heute leider kein Foto für dich“. Wie … naja, du weiß schon. Und dein Enthusiasmus, deine Motivation und dein Selbstbewusstsein sind fürs Erste Geschichte.
Höchstwahrscheinlich war einer der folgenden fiesen Motivationskiller der Grund für diesen Umschwung.
1. Der innere Kritiker
Unser täglicher Begleiter und wie immer auf dem Sitz in der vordersten Reihe.
Der innere Kritiker findet immer Gründe dafür, dass wir etwas nicht schaffen können und dass andere das viel besser können. Mit Argumenten wie „ich bin nicht gut genug“, „ich bringe nie etwas zu Ende“, „ich bin nicht erfolgreich“ entwickeln wir Selbstzweifel und verlieren das Vertrauen in uns selbst und unsere Fähigkeiten.
Die Folge: Von unserer überschwänglichen Motivation und Power ist keine Spur mehr.
Was können wir gegen den inneren Kritiker tun?
Im gegenwärtigen Moment: differenzieren, bewusst machen, ignorieren bzw. stumm schalten.
Der erste Schritt ist zu differenzieren, ob es sich um logische Einwände handelt, die einer näheren Betrachtungsweise bedürfen. Wenn ich gerade Publizistik studiere und herausfinde, dass ich lieber Astronautin werden möchte, muss ich wahrscheinlich mehr Zwischenschritte einplanen und habe mehr Hürden zu überwinden, als wenn ich Redakteurin im Magazin X werden möchte.
Wenn ich mich aber für die Stelle der Redakteurin nicht bewerbe, weil mir der innere Kritiker sagt, dass ich „nicht gut genug“ bin oder dass „andere diesen Job viel besser machen als ich“, dann muss ich mir bewusst machen, wer hier wirklich spricht. Und wie wenig aussagekräftig diese Einwände wirklich sind.
Haben wir den inneren Kritiker als genau diesen erkannt, müssen wir ihn unschädlich machen. Da alles in unserem Kopf stattfindet und wir unser Leben lang gewohnt sind, so zu denken (Surprise: Glaubenssätze wie „ich bin nicht gut genug“ stammen nicht von der letzten Abschlussprüfung), hilft es, das Ganze auf eine bildliche Ebene zu bringen.
Zwei effektive Möglichkeiten
Option 1: ich stelle mir den inneren Kritiker als Radio vor, dass den ganzen Tag läuft und mir ständig Bullshit zuflüstert. Wenn mir ein Radio-Sender nicht gefällt, schalte ich um oder aus.
Option 2: ich stelle mir den inneren Kritiker als eine ganz unangenehme Person vor – am besten ganz klein, unbedeutend, nervig und abstoßend. Wie würdest du reagieren, wenn so eine fremde Person dir das sagt, was du dir immer sagst? Du würdest es dir wahrscheinlich nicht so zu Herzen nehmen, die Person ignorieren und dich nicht von deinen Plänen abbringen lassen.
Am wirksamsten sind langfristige Lösungen. Leider reden wir häufig mit uns selbst so abwertend. Wir sagen uns selbst Dinge, die wir nie zu einer anderen Person sagen würden. Indem man jeden Tag liebevoller mit sich selbst umgeht, stärkt man langfristig einen positiven Speaker in sich und verhindert, dass die Motivation durch falsche Glaubenssätze zerstört wird.
2. Fehlender Enthusiasmus & Naysayer
Vielleicht kennst du das Gefühl: du hast die zündende Idee. Ein neues Projekt, eine neue Lösung oder ein neues Business. Du bist voller Energie, Motivation und Schaffensdrang, dass du es am liebsten mit der ganzen Welt teilen möchtest.
Oder zumindest mit deinen Liebsten und du erwartest eine ähnlich überschwängliche Begeisterung von ihnen – die vielleicht manchmal ausbleibt.
Der Punkt ist, es ist deine Vision, und nicht ihre. Sie können gar nicht deine Energie haben, weil sie den kreativen Schaffensprozess ja selbst nicht erlebt haben. Die Idee kam nicht aus ihnen heraus, sondern aus dir. Und indem du den gleichen Enthusiasmus von ihnen erwartest, bewirkst du selbst die zeitnahe Enttäuschung.
Denn wer zu hohe Erwartungen hat, wird häufig enttäuscht.
Hör auf dein Bauchgefühl. Du brauchst keine Zustimmung von außen, um zu wissen, dass deine Idee gut ist. Wenn du wirklich selbst daran glaubst, verfliegt dein Enthusiasmus nicht so schnell und du kannst was Großes draus machen.
Unter den wenig enthusiastischen Personen gibt es natürlich auch die Naysayer bzw. Neinsager. Ihre klassischen Antworten auf neue Ideen und Projekte: „das geht nicht“, „du hast ja gar nicht die Qualifikationen dafür“, „das machen doch schon so viele, wie willst du denn damit erfolgreich sein“.
Kommt uns das nicht irgendwoher bekannt vor? Nachdem wir den inneren Kritiker bereits stumm geschaltet haben, kommen nun die externen Kritiker ins Spiel. Thematisiert werden fatalistische Probleme, nicht aber Lösungen.
Was können wir gegen diese Motivationskiller tun?
Am besten gar nicht mit einbeziehen.
Erst recht nicht, wenn du gerade am Anfang stehst und deine Energie nicht gleich wieder verlieren möchtest. Lieber die eine go-to Person haben, die konstruktiven Input gibt und deinen kreativen Schaffensprozess anregt.
Such dir außerdem am besten Gruppen von Gleichgesinnten, die auf einem ähnlichen Weg sind wie du. Denn es ist nicht unbedeutend für unser Leben, wie und vor allem mit wem wir unsere Zeit verbringen. Unser unmittelbares Umfeld bestimmt maßgeblich, wo wir im Leben stehen.
„Du bist der Durchschnitt aus den 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“
Jim Rohn Tweet
3. Toxischer Vergleich mit anderen
Hat man nun die zündende Geschäftsidee, ist es natürlich notwendig, den Markt und damit auch die Konkurrenz zu analysieren. Welche Anbieter gibt es schon und was kann man an den bestehenden Produkten besser machen? Inwiefern unterscheidet sich meine Idee und welche Alleinstellungsmerkmale wird mein Produkt oder meine Dienstleistung haben?
Da es in unserer heutigen Welt selten etwas komplett Neues gibt, wird man vermutlich immer jemanden finden, der zumindest etwas Ähnliches schon anbietet. Hier kann es leider schnell passieren, dass man sich entmutigen lässt. Und dass sich die überschwängliche Vorfreude in leichte Enttäuschung umwandelt.
Was können wir gegen diesen Motivationskiller tun?
Sich bereits vor der Recherche bewusst machen, dass es zwar Konkurrenz geben wird, man selbst aber eine geniale Idee entwickelt hat, die in die Welt hinausmöchte. Man sollte sich genau klar machen, welches Problem die eigene Idee löst, welchen Mehrwert es liefert und warum es so wichtig ist. Wie eine Art Pitch.
Mit diesen Punkten im Kopf macht man sich konstruktiv an die Recherche und vergleicht das bereits bestehende Angebot systematisch. Rational, nicht emotional.
Vielleicht findet man bei der Recherche noch mehr Verbesserungen, wenn man sieht, was einem bei den bereits bestehenden Produkten fehlt.
Halte dir gleichzeitig vor Augen: es gibt fast 8 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Und irgendwo gibt es deine Zielgruppe. Deine Zielgruppe muss nicht gigantisch groß sein. Sie muss nur definiert sein und von dir mit dem Produkt genau angesprochen werden.
Wenn du ein gutes Produkt hast, deine Herzensenergie reinsteckst und alles gibst, bin ich sicher, dass du Erfolg haben wirst.
Unterschätze außerdem nie die Macht des richtigen Marketings.
4. Keine Zeit & unzählige Must-Do´s
Wer kennt das nicht, du hast nun diese geniale Business-Idee. Du weißt genau, welche Schritte jetzt zu setzen sind – und das sind gerade am Anfang sehr viele mit Recherche, Entwürfen, Organisation, Businessplan etc.
Doch das ist ja nicht alles und dein Daily-Business schläft nicht!
Dein Kalender ist wahrscheinlich voll mit Must-Do´s, die deine Aufmerksamkeit erfordern. Hinzu kommen vielleicht noch die familiären Verpflichtungen und am Abend ist die Energie schon relativ heruntergefahren.
Da am nächsten Morgen wichtige Termine warten, zu denen man ausgeschlafen sein muss, liegt es nahe, die Aufgaben für das neue Projekt auf einen anderen Tag zu verschieben. Vorsicht hierbei, denn zu vieles Aufschieben führt zu Motivationsverlust und schiebt das Projekt immer mehr in eine weiter weg liegende Zukunft.
Gleichzeitig frustriert es, immer wieder neu anzufangen, das Projekt dann zwei Wochen liegen zu lassen, und sich dann erneut einlesen zu müssen.
Was können wir gegen diese Motivationskiller tun?
Prioritäten setzen. Gibt es Tätigkeiten innerhalb deiner Woche, die du aufgeben könntest? Vielleicht eine Serie, die du täglich oder wöchentlich schaust? Kannst du bestimmte Fahrtzeiten nutzen, um Dinge zu recherchieren oder von unterwegs zu erledigen? Essen bestellen statt Essen kochen?
Blocke dir Zeit im Kalender für dein Projekt, sonst ist es viel zu leicht, die Aufgaben aufzuschieben. Setze dir auch Meilensteine mit entsprechenden Deadlines. Rede über dein Projekt und deine gesetzten Meilensteine, sodass dich auch andere immer wieder danach fragen. Setz dir motivierende Reminder im Kalender.
Vielleicht hast du auch Mitarbeiter oder andere Leute in deinem Umfeld, die dich gerne unterstützen und an die du Aufgaben outsourcen kannst? Wie kannst du deine Zeit noch effizienter gestalten? Wo bekommst du zumindest eine Stunde täglich her?
5. Perfektionismus
Der Endgegner. Und ein wirklich hartnäckiger Motivationskiller. Er sorgt dafür, dass das himmlischste Tiramisu bitter schmeckt. Wenn du perfektionistisch bist, kannst du vermutlich selten erkennen, dass dein Produkt toll ist.
Die Vorstellung, ein nicht perfektes und damit minderwertiges Produkt abzuliefern, erzeugt inneren Stress. Um jegliche Fehler zu vermeiden, überprüfst du alles doppelt und dreifach. Und doch hast du immer das Gefühl, dass es noch besser gehen würde – hättest du doch nur noch einen Tag länger Zeit!
Perfektionismus ist ein echter Zeitfresser! Und Delegieren kommt für Perfektionisten nicht infrage. Das Misstrauen ist zu groß und wenn du perfektionistisch bist, machst du wahrscheinlich alles am liebsten selbst.
Ebenfalls im Sinne der Fehlervermeidung zögerst du Entscheidungen hinaus, denn du könntest ja die falsche treffen und damit versagen. Entweder hältst du zu lange an Aufgaben fest, um das Endprodukt immer weiter zu verbessern, oder du fängst gar nicht erst richtig an, schließlich würde es ja nie so perfekt werden, wie du es gerne hättest.
Perfektionismus ist toxisch und sorgt dafür, dass Probleme überhaupt entstehen. Außerdem sind Perfektionismus und der innere Kritiker ein unschlagbares, diabolisches Team.
Was können wir gegen diesen Motivationskiller tun?
Einen Schritt zurücktreten: was ist gerade wirklich wichtig? Dass dein Produkt perfekt ist? Oder dass es auf den Markt kommt und verkauft wird?
Apple hat mit dem iPhone der 1. Generation begonnen, nicht mit dem iPhone 13 Pro. Wir hätten das iPhone 13 Pro heute nicht, wenn Steve Jobs damals zu perfektionistisch gewesen wäre.
Ich weiß, es ist hart. Aber wie man so schön sagt. Die 80%-Lösung, die du mit 20% deines Aufwands erreichst, ist meistens wirtschaftlicher und sinnvoller als weitere 80% deiner Energie hineinzustecken, um eine perfekte 100%-Lösung zu erschaffen.
Abgesehen davon, dass es das „Perfekte“ nie gibt.
Lerne zu delegieren. Am Anfang zumindest im Kleinen. Denn deine Zeit ist begrenzt und zu kostbar, um alles selbst zu machen.
Feiere Fehler und lerne konstruktiv mit ihnen umzugehen. Fehler ermöglichen dir zu wachsen.
Und dann noch ein persönlicher Tipp. Mache eine Trance oder Meditation zu dem Thema. Ich war immer sehr perfektionistisch. So ganz legt man es vielleicht nie ab, aber es ist schon viel besser geworden. Ich habe einmal eine Trance dazu gemacht, eigentlich eine Art Meditation, in der man die Augen schließt und sich entspannt (also nichts mit „Schnipsen und man ist weg“). Und dann setzt man sich innerlich mit dem Thema auseinander, das man gerade hat – in diesem Fall „Perfektionismus“.
Für die kurze Trance bzw. Meditation setze oder lege dich bequem hin, schließe die Augen und konzentriere dich auf deinen Atem. Sobald du dich entspannt fühlst, stell dir vor, dass du im Publikum eines Theaters sitzt. Nimm dir einen Moment Zeit, um deine Umgebung in Ruhe wahrzunehmen.
Vor dir siehst du eine große, beleuchtete Bühne. Der Moderator kündigt den nächsten Künstler bzw. Life-Act an: den Perfektionismus. Dieser betritt daraufhin die Bühne.
Schau nun, welches Bild hier für dich kommt (vielleicht ein Tier, ein Mensch oder ein Gegenstand?). Wie sieht der Perfektionismus aus?Welche Glaubenssätze hat dieses „Wesen“, was sind seine Gedanken, wenn es da auf die Bühne tritt und wie wahr sind diese Gedanken.
Wie fühlt es sich an, wenn du bedenkst, dass der Perfektionismus dein ständiger Begleiter ist und so viel Macht über dein Leben hat? Hat er diese Macht verdient?
Zur Erinnerung: Du sitzt im Publikum und hast eine Beobachterperspektive. Wenn du deine Bilder und Erkenntnisse bekommen hast, bedanke dich, komm wieder zurück und öffne die Augen.
Abstrakte Konstrukte auf eine bildliche Ebene zu bringen, hat mir persönlich extrem geholfen. Wir sind sonst sehr rational und dadurch bekommen wir einen anderen Zugang. Gleichzeitig wird ein so lebensbestimmendes Konstrukt wie Perfektionismus auf eine kleine Gestalt reduziert und verliert dadurch seine Macht.
Interner Motivationsboost gegen vermeintlich externe Motivationskiller
Innerer Kritiker – Naysayer – Vergleich mit anderen – zu viele Must-Do`s – Perfektionismus. Diese inflationär existierenden Motivationskiller sind vermeintlich externer Natur.
Sie kommen direkt von außen (Naysayer), durch den Vergleich mit dem Außen oder durch die Erwartung, eine bestimmte Wirkung im Außen hervorzurufen (Fehler durch minderwertige Leistung, nicht erfolgreich sein).
Der Schlüssel, diese Motivationskiller zu besiegen, liegt jedoch in unserem Inneren. Und es ist unsere Aufgabe, uns jeden Tag selbst zu motivieren. Manchmal ist Motivation einfach da und manchmal kommt sie erst im Prozess, sobald wir die ersten Schritte gesetzt haben.
Motivation ist wie ein Muskel. Und wie jeder andere Muskel will auch dieser täglich trainiert werden.
Wie gut beherrscht du die Kunst der Selbstmotivation? Was sind deine Tipps und Tricks gegen Motivationskiller?
Ich wünsche dir viel positive Energie für deine neuesten Ideen und Projekte!
deine Laura